Vielleicht hatte ich bloss Pech, als ich mir am Freitag ein "heute" schnappte. Vielleicht war mein Exemplar ein farbtechnisches Einzelstück. Vielleicht mussten aber auch viele andere Leute beim Betrachten des Blattes an akuter Rosa-Vergiftung erkranken. Es fehlte nämlich auf diversen Seiten die gelbe Druckfarbe, wodurch balinesische Tänzerinnen plötzlich in gesundem Himbeerrot strahlten, die "Sony Ibiza Sessions" eher einem Werbeinserat für Gopfried-Stutz-Magenbrot ähnelten und ein laszives Single-Night-Girl den Sex-Appeal eines rosa gefärbten Pudels versprühte.

Zum Glück konnte ich die besagte Farbe beim Lesen des heute von heute wieder vorfinden. Sonst müsste ich nämlich die böse Vermutung bestätigen, dass die Redaktion mithilfe hypnotisierender Bilder über die bestechende Qualität des Restes hinwegtäuschen will...

Da lesen wir in der Freitagsausgabe einen Beitrag über die Schadenfreude, dass im 10vor10 das Wort "verfierfacht" eingeblendet wurde. Leiten wir unsere Blicke aber auf den darüberliegenden Artikel, kommen wir prompt in den Genuss von gleich zwei heute-Zeitungsenten: Da gibt es doch die "freiweilligen Helfer" und den Meisterwerk-Satz "Allerdings plant die Uefa auch, hochqualifizierte Volunteers Bereichen wie IT und Medientechnologien einzusetzen."

Was lernen wir daraus? Der Fehlerteufel straft sofort!

Die Verschmelzung von Blick und heute ist schon weit fortgeschritten. Immerhin zeigt nun unsere liebste Abend-Pendlerzeitung ebenfalls ein Girl mit nackten Brüsten als Eyecatcher, auch wenn es sich nur um Gamefigur Lara Croft handelt. Aber egal, Hauptsache Fleisch(-imitat).

Was wird folgen? Können wir von heute in Zukunft auch eine Kampagne gegen Kampfhunde erwarten? Eine Gopfried-Stutz-Aktion? Bundesräte in Badehosen? Sensationsjournalismus? Skandale, Skandale, Skandale?


Download der Printausgabe:
http://193.201.10.17/flashpaper/pdf.php?nummer=17072007_ZH
Seite 9

Es ist immer wieder interessant, was andere Leser über das pädagogisch wertvolle heute-Blatt denken. Die Feedback-Seite am Freitag hat eine kleine Auswahl von Zuschriften beinhaltet.
Da die Antworten der Redaktion nicht so interessant waren, möchte ich gerne stellvertretend für heute die Artikel kommentieren.

Karina zum Beispiel beklagt sich darüber, dass die männlichen Singles des Tages immer nur Sexabenteuer suchen.
LIEBE KARINA, WAS HAST DU DENN ANDERES ERWARTET? UNSERE SCHWESTERZEITUNG "BLICK" DRUCKT NUR SEHR KLEINE SEXINSERATE AB. BEI UNS HINGEGEN SOLLEN DIE LÜSTERNEN MANNEN SO RICHTIG IM RAMPENLICHT STEHEN DÜRFEN!

Oder da hätten wir Stefan, der das Blatt sehr spannend findet und im Moment echt keine Kritik anbringen kann.
VIELEN DANK FÜR DEINE ZUSCHRIFT. BITTE DENKE BEIM NÄCHSTEN MAL DARAN, DEINE KONTONUMMER FÜR DIE ÜBERWEISUNG DES HONORARS ANZUGEBEN! WIR HABEN SIE LEIDER BEIM "HEUTE-SUCHT-POSITIVE-LESERBRIEF-SCHREIBER"-CASTING VERGESSEN AUFZUNEHMEN.

Felix bedankt sich bei Nora für die "geile und coole Berichterstattung vom America's Cup", denn sie kommt bei ihm mit ihrer "lässigen Art" gut an.
FINDEN WIR AUCH GEIL UND COOL, DASS DU UNSERE LÄSSIGE NORA TOLL FINDEST! WENIGSTENS BEI EINEM LESER HAT UNSERE REDAKTOREN-VERMARKTUNGS-AKTION GEWIRKT. ES LEBE DIE MACHT DER MEDIEN!

Die *Sternchen*-Wörter gefallen Jonas gar nicht, er findet diesen Schreibstil "kindisch und blöd".
UI NEI *SNIFF*! ABER ISCH DOCH COOL UND SO, ODER NID *FRAGENDGUCK*? DAS ENTSPRICHT SO VOLL DER AUSDRUCKSWEISE DER HEUTIGEN JUGEND UND SO *ÜBERZEUG*! JAJA *KOPFNICK*!


Print-Ausgabe als Download:
http://193.201.10.17/flashpaper/pdf.php?nummer=13072007_ZH
Seite 27

Wer sich von den Meilensteinen des Journalismus auch ohne gedruckte Ausgabe berieseln lassen möchte, kann das wertvolle Blatt unter http://www.heute-online.ch/service/epaper auch als PDF herunterladen. Somit kann sich jeder gleich informieren, auf welche seltsamen Beiträge sich dieser Blog hier bezieht.

Folgende Artikeltitel durften wir am Montag lesen:
"Schweizer und Ösis kommen oft zu früh"
"Wer hat den Längsten?"

Was nach den neusten Erkenntnissen der Sexualwissenschaft aussieht, entpuppt sich beim weiterlesen als plumpe Aufmerksamkeits-Masche: In der Schweiz und im östlichen Nachbarsland gibt es nämlich häufig Frühgeburten und der Amazonas soll der längste Fluss der Welt sein.

Dieser Genital-Sauglattismus bestätigt den Wandel des Blattes zur zweiten "(nicht mehr) stärksten Zeitung der Schweiz".


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Nun ja, nun ist es also soweit! Als Spätzünder wurde auch ich heute beim Durchblättern einer Schweizer Pendlerzeitung von meinem Verstand überredet, einen Blog über genau dieses eben genannte journalistische Werk zu eröffnen. Geniessen wir also den historischen Moment in seiner vollen Blüte.