Jeden Abend grinsen sie provokativ auf der hintersten Seite den Lesern entgegen: Die "stylishen" Leute, aufgegabelt auf der Strasse, frisch gepresst. Und beinahe jedes Mal zücke ich bei Betrachtung dessen reflexartig nach meinem Portmonee! Das geschieht in der Hoffnung, dort auch so viel Bares vorzufinden wie die vorgestellten Zeitgenossen (umgewandelt in Gewebe) auf ihrer Haut tragen. Dann kommt der Zeitpunkt der Einsicht: Nein, ich gebe mein Geld doch lieber für andere Dinge aus als für eine (womöglich gefälschte) Sonnenbrille mit prominentem Schriftzug im hohen dreistelligen Betrag. Ausserdem folgen die meisten der selbsternannten Ikonen den momentanen Trends und sind somit nicht innovativ und individuell, sondern vom Stil her Durchschnitt.

Bleiben aber die Fragen: Bin ich nicht normal oder sind den Preisangaben der Fashion-Victims etwas nachgeholfen worden? Bin ich ein modischer Steinzeitmensch, weil ich für meine Socken keinen Hunderter über den Ladentisch wandern lasse? Muss ich jetzt in der Modehölle schmoren? Gesetzt der Fall, meine Person wäre mal Modepuppe des Tages: Hätte ich überhaupt Zutritt zu dieser Rubrik? Wenn ja, würden die Journis bei all meinen Preisangaben simpel eine Null anhängen?

Immerhin beweist die letzte Seite tagtäglich den pädagogischen Wert: Ich bin mir nun bewusst, dass ich in Zukunft lieber in einer Schuhschachtel wohnen sollte, um dafür mit den 999-fränkigen Pumps, die daraus entsprungen sind, herummarschieren zu können.

Nun ja, nun ist es also soweit! Als Spätzünder wurde auch ich heute beim Durchblättern einer Schweizer Pendlerzeitung von meinem Verstand überredet, einen Blog über genau dieses eben genannte journalistische Werk zu eröffnen. Geniessen wir also den historischen Moment in seiner vollen Blüte.